Nachdem sich die Diskussion in den letzten Beiträgen ja vor allem um McDavid gedreht hat, möchte ich mal einen anderen Spieler der Oilers in Frage stellen, welcher mir bei der Kritik oft zu kurz kommt. Die Rede ist von Ryan Nugent-Hopkins. Wenn man die Medienlandschaft in Kanada ein wenig verfolgt, so wirkt er auf mich stets so ein wenig wie Inventar und unantastbar in Edmonton. Wie ich finde zu Unrecht. Deshalb eine kurze Analyse.
Bei den Oilers krankt es, wie schon x-fach erwähnt, an vielen Stellen. Das Problem, um McDavid und Draisaitl zwei produktive Reihen zu bauen, begleitet das Team jetzt jedoch schon seit Jahren. Zusammen sind Sie das beste Duo der Liga, teilt man sie auf hakt es an irgend einer Stelle. Häufig ist dann zu lesen, dass man mit RNH ja einen guten Partner hat, aber der weitere Support fehlt. Und da stellt sich mir die Frage, überschätzt man Nugent-Hopkins?
Nun, er hat in dieser verkürzten Saison in 52 Spielen 35 Punkte geliefert, was an sich ein solider aber kein überragender Wert ist. Von diesen 35 Punkten konnte er jedoch nur 43,8% bei Even Strength generieren (zum Vergleich Draisaitl 61,9%, McDavid 64,7%). Anders gesagt, lediglich 7 Treffer gelangen ihm bei Gleichzahl - ein erschreckend schwacher Wert. Nun mag man sagen, er hatte aber auch die undankbare Aufgabe die zweite Reihe zu führen und musste sich der fehlenden Qualität der Mitspieler anpassen. Nicht ganz. Betrachtet man die Eiszeit gesplittet auf alle Mitspieler, so hat er 391 Minuten mit McDavid auf dem Eis gestanden - mehr als mit jedem anderen Spieler der Oilers. Dazu kommt, dass seine Bullyquote bei knapp 45% und somit für einen Center im unteren Bereich liegt.
Im Hinblick auf diese Faktoren darf zumindest die Frage erlaubt sein, ob RNH seinen Cap Hit von 6 Millionen Wert ist? Denn weder kann er eine zweite Reihe zu Punkten führen, noch ist er für das Geld eine perfekte Ergänzung für Draisaitl oder McDavid. Da er im Sommer nun UFA wird, bin ich sehr gespannt wie die Oilers mit ihm umgehen. Ich persönlich würde ihn nicht oder nur zu deutlich niedrigeren Konditionen (4 Millionen) signen.
Fur mich stehen die Oilers insgesamt vor einem richtungsweisenden Sommer. Man hat im vergangenen Jahr alle Baustellen adressiert, ohne letztlich in den Play-Offs ein Spiel zu gewinnen. Nun hat man möglicherweise vorerst letztmalig eine Chance, den Kader radikal umzugestalten, da zahlreiche Contracts enden. Mit RNH, Barrie, Larsson und Chiasson werden 16 Millionen an Cap frei, dazu hast du für die Tiefe im Sturm ebenfalls Handlungsspielraum. Spieler wie Khaira, Chiasson, Kahun und Ennis haben sich nicht unbedingt für eine Weiterbeschäftigung empfehlen können. Bei Yamamoto bin ich sehr gespannt, denn nach starker Saison 2019/20 hat er dieses Jahr die Erwartungen nicht ganz erfüllen können. Im Hinblick auf dessen TOI und offensiven Output relativieren sich auch die Stats von Kahun, dem hier ja stellenweise die NHL-Tauglichkeit abgesprochen wurde. Yamamoto kann sicherlich ein Bestandteil der Top-6 werden, aber man sollte nicht erneut den Fehler machen ihm einen zu dicken Vertrag zu geben. Problematisch im Vergleich zu anderen Teams gestaltet sich auch, dass die Oilers nahezu nie einen Spieler aus den späteren Runden des Drafts zu einem NHL-Kaliber entwickeln. Dadurch bist du immer auf externe Signings angewiesen.
In der Defense sehe ich noch den geringsten Bedarf, da hier mit einer Verlängerung von Larsson, der Rückkehr von Klefbom und dne bestehenden Verträgen von Nurse, Russell und Bear ein halbwegs solides Gerüst steht. Mit Bouchard, Jones, Lagesson und vor allem Broberg hast du zudem Jungs die sich einen Platz im Lineup erarbeiten werden. Von Broberg halte ich nach seinen Auftritten bei der U20-WM weiterhin viel, Bouchard kann offensiv eine Verstärkung werden.
Im Tor bin ich skeptisch. Smith hat unerwartet stark performed, Koskinen will man wohl per Buyout los werden, was angesichts seines UFA Status 2022 einigermaßen Sinn macht. Ich bezweifle allerdings, bei aller Überraschung in diesem Jahr, dass Smith die Oilers noch zu einem Cup führen wird. Also brauchst du auf kurz oder lang einen Starter, der nach Möglichkeit keine Wundertüte wie der gerüchtete Korpisalo ist. Gerade deshalb, das habe ich schon vor einigen Wochen geschrieben, wäre es vielleicht doch sinnvoll gewesen, Barrie an der Tradedeadline gegen einen First Rounder zu shippen und diesen FR in der Off-Season für einen Goalie einzusetzen. So wird es jetzt wahnsinnig schwierig, eine langfristige Lösung zu finden.
Fazit: Die Oilers stehen vor einem entscheidenden Sommer und müssen nun liefern. Man hat nun noch einmal Spielraum, den es jetzt aber auch zu nutzen gilt. Als Armchair - GM würde ich RNH, Barrie und Chiasson ziehen lassen und mit den 12 Millionen einen Top-Winger + jeweils einen Stürmer und Goalie im Bereich von 2-3 Mio Cap Hit signen. Larsson verlängern, bei Yamamoto einen Bridge Deal versuchen. Koskinen per Buyout abgeben.
Ich weiß, es klingt alles so einfach, ist es aber nicht. Und sorry für so viel Oilers OT. 