Politische Landschaft Deutschland - bitte ohne persönliche Diskussion und Anfeindungen

  • Ich verstehe aus meinem Mikrokosmos heraus folgende Herangehensweise nicht und das will mir auch wirklich gesellschaftlich nicht einleuchten.

    Wir im Handwerk haben massive Probleme, weil das noch vorhandene Personal nach und nach überaltert und in Rente geht. Diese Probleme sind allenthalben sichtbar für jeden, der einen Handwerker braucht. Da herrschen Zustände und Wartezeiten, die man eigentlich niemandem mehr erklären kann.

    Erst gestern wieder auf einer Baubesprechung der Sprinklerbauer. Es müssen 800 Sprinkler umgebaut werden, er braucht dafür mit zwei Monteuren 12 Wochen. Die Architektin so: "Na dann können wir das ja in vier Wochen schaffen, wenn Sie 6 Monteure einsetzen." Er: "Ich habe nur noch zwei und die habe ich auch nur, weil ich die mit dem Bus aus Kroatien hole, die arbeiten dann drei Wochen hier und werden dann wieder heimgebracht."

    Ergo wird ein Ladengeschäft umgebaut und der Umbau dauert 8 Wochen länger (Schließungszeit, Umsatzausfall), als eigentlich notwendig.

    Wir haben also bereits jetzt massive Probleme im Handwerk und die werden noch stärker. Dasselbe gilt für die Bereiche Pflege (hier brauchen wir sogar noch mehr Leute, weil die geburtenstarken Jahrgänge älter werden) und viele anderen Bereiche auch.

    Dagegen gibt es die Forderungen der Gewerkschaften und der Arbeitnehmer nach noch weiterer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und flexibleren Arbeitszeiten (siehe aktuell z.B. die Gewerkschaft der Lokführer).

    Jetzt hinterfrage sich doch jeder mal, was passiert, wenn wir älteren (z.B. willkürlich Jahrgänge 1970 und älter) langsam in den Ruhestand gehen und die geburtenschwächeren Jahrgänge alle in einer 4-Tagewoche bei 32 Wochenstunden arbeiten. Was bedeutet das denn für die Gesellschaft? Reparaturen dauern Ewigkeiten, der Krankenhaus- und Pflegebetrieb muss massiv eingeschränkt werden, ergo Verlust der Versorgungsqualität. Es gibt keine LKW-Fahrer mehr, die die Amazon-Pakete ausliefern, der ÖPNV hat zu wenig Fahrer und muss den Fahrbetrieb deutlich reduzieren, also vollere Busse und Bahnen und längere Wegezeiten, etc..

    Wenn wir also wirklich das Thema Work-Life Balance so weiter treiben wollen, dann müssen wir uns als Gesellschaft wohl damit abfinden, dass wir auch massive Einschränkungen unserer Lebensqualität in Kauf nehmen müssen. Ich hoffe, das ist all jenen klar, die für eine Viertagewoche streiken.

    Den fehlenden Nachwuchs durch zugewanderte Kräfte auszugleichen gelingt uns leider derzeit als Gesellschaft nach meinen Eindrücken auch sehr schlecht. Die Integration Zugewanderter funktioniert seit Jahrzehnten nicht gut und es entstehen immer mehr Parallelgesellschaften. Deutschland ist leider kein Schmelztiegel der Kulturen mehr sondern die Kulturen leben eher nebeneinander und aneinander vorbei. Das ist natürlich keine wissenschaftliche Erkenntnis, aber mein persönlicher Eindruck mit einer Lebenserfahrung von über 50 Jahren mittlerweile.

    Wir müssen uns meiner Meinung nach erst mal als Gesellschaft mal wieder darüber einig werden, dass wir verdammt noch mal alle zusammen den Hintern hoch kriegen müssen und Wiederaufbau betreiben müssen, um nur ansatzweise unsere Lebensqualität erhalten zu können. Da sind Themen wie Arbeitszeitverkürzung, Anrecht auf Homeoffice und Frühverrentung komplett kontraproduktiv.

    Leider haben wir an der Schröder SPD (und ich bin wahrlich kein SPD-Wähler) gesehen, was passiert, wenn eine Regierung heiße Eisen anfasst und notwendige Reformen einleitet. Daher muss es uns vermutlich erst noch viel schlechter als aktuell gehen (ich bin übrigens der Meinung, uns geht es absolut Bombe), bevor da eine Änderung durchsetzbar ist.

    Meine große Hoffnung ist immer noch, dass die Änderungen und die Einsicht ohne Bürgerunruhen kommt, leider werde ich mit dem Alter da aber immer pessimistischer.

  • Wie gesagt unterhalte dich mal mit Fachleuten aus der Finanzwelt, die richtig großen auf die du es abgesehen hast kriegst du nicht uns aus.

    Die brauchen nicht mal nen Flieger, da gibt es rund um Deutschland viele Länder in denen es sich gut aushalten lässt mit einem Millionenschweren Konto ;)

    Wirf mal einen Blick auf die Staatsverschuldung der Länder mit den hohen Vermögenssteuern und dann vielleicht noch ein Blick auf die restliche soziale Absicherung, das stimmt mich ganz schön nachdenlich.

    Bis auf Australien möchte ich mit keinem Land tauschen, da ist der Rettungsankter Vermögenssteuer bei den meisten schon lange gesunken

  • Würde der Handwerker keine Kroaten rankarren müsste die Architektin bessere Preise bieten, dann könnte der Handwerker bessere Löhne zahlen, die dann auch im Geschäft genug Geld zum einkaufen haben. Du musst die Spirale nach oben ziehen, nicht nach unten.

    Das die Zuwanderung schlecht integriert wurde, sehe ich schon seit Jahrzehnten. Statt denen die Gelder für zu geben (Deutschkurse, Ausbildungen, schnellere Arbeitsaufnahme in Mangelberufen) schreien sich die Populisten Leistungskürzungen, Abschiebungen und Sachleistungen gegenseitig zu.

    Weil die Problemkundschaft schlecht zu greifen ist, wird dann derzeit für die Quote die gut integrierten mit Familie oder Arbeit abgeschoben.

    Die eine Seite meint es zu gut und ignoriert die Probleme, die andere zu schlecht (Grenzen zu, Ausländer raus). Die Mitte findet keiner mehr.

    (Dabei war es schon früher so bei uns das die eingewanderten Deutschrussen die Kleidung im Secondhandshop zwei Straßen weiter verkauft haben und auch im Laden dann nur haltbare verkaufbare Lebensmittel auf Schein gekauft haben. Die Chance die fehlenden Gelder in der Kriminalität versuchen zu holen, steigt dabei stark an. Leistungskürzungen ist oft absolut kontraproduktiv für die Integration).

    Deutschland muss sich entscheiden was es will. Einwanderung und die dann unterstützen oder gar keine. Aber Einwanderung mit "Quote" dann ohne Unterstützung führt absolut nicht zum Ziel.


    PS: Die Themen Arbeitszeitverkürzung und Homeoffice als gesellschaftlich relevant zu titulieren ist dabei Teil des Populismus. Das kann man nur durchsetzen, wenn eine Mangel an Arbeitskräften herrscht. Sprich die sind Folge nicht Ursache (zumal ganz viele Untersuchungen zeigen, das Leute mit 6 Stunden im Büro produktiver sind als 8. Ich selber kenne das auch an kurzen Tagen mehr zu schaffen, wie an langen und in der Freizeit dann mehr Anreize haben das Geld auszugeben).

  • Würde der Handwerker keine Kroaten rankarren müsste die Architektin bessere Preise bieten, dann könnte der Handwerker bessere Löhne zahlen, die dann auch im Geschäft genug Geld zum einkaufen haben. Du musst die Spirale nach oben ziehen, nicht nach unten.

    War absehbar :rofl: , und wenn dann jeder Handwerker mehr verdient und der an der Kasse des Ladens samt dem Regaleinräumer, der Putzfrau und des Buchhalters natürlich auch, sonst kann sich den Handwerker ja keiner mehr leisten, dann sind wir einfach in der Spirale einfach eins weiter oben.

    Nein falsch, den Faktor der prozentualen Steigerung der Abgaben und Steuern haben wir vergessen.

    Ich weiß nicht wann ihr es kapiert dass dieses Rennen nur der Staat gewinnen kann und diejenigen die es am nötigsten hätten, am unteren Ende der Einkommen immer weiter abgehängt werden. :schulterzuck:

  • War absehbar :rofl: , und wenn dann jeder Handwerker mehr verdient und der an der Kasse des Ladens samt dem Regaleinräumer, der Putzfrau und des Buchhalters natürlich auch, sonst kann sich den Handwerker ja keiner mehr leisten, dann sind wir einfach in der Spirale einfach eins weiter oben.

    Nein falsch, den Faktor der prozentualen Steigerung der Abgaben und Steuern haben wir vergessen.

    Ich weiß nicht wann ihr es kapiert dass dieses Rennen nur der Staat gewinnen kann und diejenigen die es am nötigsten hätten, am unteren Ende der Einkommen immer weiter abgehängt werden. :schulterzuck:

    Ich weiß, dass du als Unternehmer gern dem Staat die Schuld gibst. Das ist deine Aufgabe zu jammern.

    Das ist auch ein Teil des Gesamtproblems im Populismus, die Verwaltung als Gegner zu verkaufen, sie als ausuferndes Monster gegen den Bürger zu dämonisieren, statt die Vorteile zu sehen, die die Verwaltung bringt. Spätestens bei Straßenausbeibeiträgen fällt so manchen Bürger auf was die wirklich kosten.

    Das Vertrauen in den Staat zu brechen ist Aufgabe jeden Populismus, denn der Bürger muss das Gefühl haben, allein zu sein. Wer sich allein glaubt, hat schneller Angst und ist besser manipulierbar und oft anfällig für schnelle/einfache Lösungen seiner vordringlichen Probleme.

    Ja kann man kritisieren das die Paus bei der Kindergrundsicherung erstmal 5300 Leute einstellt, bevor klar ist, wie die überhaupt das Ding verwalten. die Frage ist dann wie.

    Genauso bei dir. Man kann kritisieren das die kalte Progression Löhne auffrisst oder man stellt den Staat als gewinnorientierte Maschine da, die nur deine Steuern fressen will.

  • Ich weiß, dass du als Unternehmer gern dem Staat die Schuld gibst. Das ist deine Aufgabe zu jammern.

    Das ist auch ein Teil des Gesamtproblems im Populismus, die Verwaltung als Gegner zu verkaufen, sie als ausuferndes Monster gegen den Bürger zu dämonisieren, statt die Vorteile zu sehen, die die Verwaltung bringt. Spätestens bei Straßenausbeibeiträgen fällt so manchen Bürger auf was die wirklich kosten.

    Das Vertrauen in den Staat zu brechen ist Aufgabe jeden Populismus, denn der Bürger muss das Gefühl haben, allein zu sein. Wer sich allein glaubt, hat schneller Angst und ist besser manipulierbar und oft anfällig für schnelle/einfache Lösungen seiner vordringlichen Probleme.

    Ja kann man kritisieren das die Paus bei der Kindergrundsicherung erstmal 5300 Leute einstellt, bevor klar ist, wie die überhaupt das Ding verwalten. die Frage ist dann wie.

    Genauso bei dir. Man kann kritisieren das die kalte Progression Löhne auffrisst oder man stellt den Staat als gewinnorientierte Maschine da, die nur deine Steuern fressen will.

    Ganz kurz und knapp, ich kenne beiden Seiten bestens, führe ein erfolgreiches Unternehmen und habe durch ein Ehrenamt direkte Einblicke in die Aufgaben und vor allem die Probleme einer kommunalen Verwaltung

  • Du sitzt da leider einem Irrtum auf. Es geht nicht darum, dass die Kroaten rangeholt werden, weil sie billiger sind. Sie werden geholt, weil es keine deutschen Handwerker mehr gibt, die auf Montage arbeiten. Auch nicht für sehr ordentliche Bezahlung.

    Ein Monteur mit einem Gesellenabschluss verdient im Moment knapp 4.000,- EUR Brutto zzgl. Auslöse von 112,- EUR Netto, Unterbringung in Dreisternehotels in Einzelzimmern mit bezahltem Frühstück. Die Arbeitszeit wird ab Firma bis Baustelle und auch wieder zurück bezahlt. Die Arbeit mit allen möglichen Hebegeräten usw. erleichtert.

    Beim letzten Absatz muss ich Dir leider absolut widersprechen. Ich bin absolut dabei (und das gilt für mich selbst auch), dass je nach Alter nach 8, bzw. 10 Stunden die Produktivität stark abfällt. Aber dass man in 6 Stunden mehr oder das Gleiche schafft, wie in 8 Stunden ist Selbstbetrug. Zudem finden nicht alle Arbeiten in Büros statt. Ein Zugführer schafft in 6 Stunden niemals die gleichen Fahrkilometer, wie in 8 Stunden. Alleine dadurch ist Dein Argument schon komplett ad Absurdum geführt. Eine Pflegekraft, die nur 6 Stunden statt 8 Stunden an der Arbeit ist, hinterlässt eine Betreuungslücke von 2h, die durch eine zusätzliche Arbeitskraft abgedeckt werden muss, die aber nicht da ist.

    Es gibt so unglaublich viele Jobs, bei denen Anwesenheitszeit wichtig ist.

  • Du sitzt da leider einem Irrtum auf. Es geht nicht darum, dass die Kroaten rangeholt werden, weil sie billiger sind. Sie werden geholt, weil es keine deutschen Handwerker mehr gibt, die auf Montage arbeiten. Auch nicht für sehr ordentliche Bezahlung.

    Ein Monteur mit einem Gesellenabschluss verdient im Moment knapp 4.000,- EUR Brutto zzgl. Auslöse von 112,- EUR Netto, Unterbringung in Dreisternehotels in Einzelzimmern mit bezahltem Frühstück. Die Arbeitszeit wird ab Firma bis Baustelle und auch wieder zurück bezahlt. Die Arbeit mit allen möglichen Hebegeräten usw. erleichtert.

    Beim letzten Absatz muss ich Dir leider absolut widersprechen. Ich bin absolut dabei (und das gilt für mich selbst auch), dass je nach Alter nach 8, bzw. 10 Stunden die Produktivität stark abfällt. Aber dass man in 6 Stunden mehr oder das Gleiche schafft, wie in 8 Stunden ist Selbstbetrug. Zudem finden nicht alle Arbeiten in Büros statt. Ein Zugführer schafft in 6 Stunden niemals die gleichen Fahrkilometer, wie in 8 Stunden. Alleine dadurch ist Dein Argument schon komplett ad Absurdum geführt. Eine Pflegekraft, die nur 6 Stunden statt 8 Stunden an der Arbeit ist, hinterlässt eine Betreuungslücke von 2h, die durch eine zusätzliche Arbeitskraft abgedeckt werden muss, die aber nicht da ist.

    Es gibt so unglaublich viele Jobs, bei denen Anwesenheitszeit wichtig ist.

    Ein Pflegekraft, die nur 6 Stunden arbeitet hört aber nicht nach 10 Jahren mit kaputten Rücken auf sondern zieht evtl. durch. Ja, es fehlen in the short run 2 Stunden aber es macht den Beruf wie Lokführer oder Pflegkraft um Welten attraktiver, wenn du nachts nur 6 Stunden fahren musst, statt 8. Oder mehr Ausgleich dafür bekommst. Wieviel gerade in der Pflege schmeißen derzeit hin, weil sie woanders für weniger Stress besser zurecht kommen.

    Ich habe so ein Respekt vor den Leuten die Sonntags um 7 vor der Haustür stehen und die mobile Pflege bei den Nachbarn machen. Denen zu unterstellen, sie müssen jetzt mal den Arsch hoch kriegen, wäre einfach nur Hohn in meinen Augen.

    Wo ist jetzt bei dem Monteur das Problem?

  • Ein Pflegekraft, die nur 6 Stunden arbeitet hört aber nicht nach 10 Jahren mit kaputten Rücken auf sondern zieht evtl. durch. Ja, es fehlen in the short run 2 Stunden

    Und wer soll die Zwischenstunden in der Pflege kompensieren? Die Patienten schicken wir dann temporär auf den Balkon oder klemmen die Klingel ab? In den letzten Jahren durfte ich mich berufsbedingt an einigen Pflegeentwicklungsfragen hausintern beteiligen und unter dem Strich muss man einfach sagen, bereitet euch einfach darauf vor, dass in 15 - 25 Jahren (wenn jung genug) die Arbeit nicht mehr in Vollzeit möglich sein wird, da ihr in die Pflege der Angehörigen eingebunden werdet. Die schwachsinnige Generalisierung der Pflegeausbildung beschleunigt dies. Einen Platz im Pflegeheim wird es mangels qualifiziertem Personal nicht mehr oft geben.

    Der Trend zur Teilzeit ist in einem frauendominierten Beruf statistisch belegt - viele Kliniken sind dazu nicht in der Lage vernünftiges (internes) Branding zu betreiben und verstehen nicht, dass das bestehende Humankapital mehr wert ist als jeder neu hinzugewonnene. Die Basis (bis inkl. der Ebene unter dem Oberarzt) wird einfach zu wenig gehört - 6 Stunden Arbeit ist in der Pflege übrigens gar nicht so beliebt wie man immer denken mag, es gibt diverse Kliniken, die bis zu 200 Diestzeitenmodelle parallel fahren, um allen vier tätigen Generationen gerecht zu werden. Immer mehr jüngere Bewerber wollen bis zu 12 Stunden arbeiten, dafür mehr frei. Gleichzeitig arbeiten junge Mamis, wenn der Papa zu Hause ist in solchen Modellen von 18 bis 0.00 Uhr. Versuchsmodelle wurden in Projekten im In- und Ausland mit fast schon herausragenden Rückmeldungen angenommen.

    Die körperliche Belastung ist im Übrigen nur ein Aspekt, die Umstände sind dermaßen verbürokratisiert und anderweitig schlecht gelöst, sodass dies noch weit mehr Nachteile (resultierend im Berufsausstieg) nach sich zieht. Interessiert die Bevölkerung aber nicht, denn man bekommt es nur aktiv mit, wenn es zu spät ist. Zumindest die volle Bandbreite. Und wenn man sich als Arzt oder Pfleger vorkommt wie eine Sekretärin, wird das den Weg aus dem Beruf noch weiter befeuern, insofern man nicht Veränderungsresistent ist.

    Das ist für die jüngeren Generationen der Weg zur Work-Life-Balance - es geht darum, nicht jeden Tag mit 100 % im KH zu sein. So genug Off-Topic :)

  • Warum wird eigentlich so gut wie nie über Steuern für Hochverdiener und für Vermögende diskutiert? Es geht in der öffentlichen Diskussion so gut wie immer nur um Bürgergeld ob zu hoch und zu wenig Sanktionen oder Mindestlohn zu hoch oder doch gerecht. Da wo es am meisten benötigt wird will man kürzen, diejenigen die es am wenigsten benötigen bleiben aber unbeheligt.

    Weil man die, die eh nicht aus können, besser gängeln kann.

    Hochverdienende und Vermögende verlagern zur Not einfach ihren Hauptwohnsitz ins Ausland.

    Auf YouTube wird ganz offensiv mit Steuervermeidung geworben, da gibt es z. B. so einen ursympathischen österreichischen Quasimodo, der Steuerzahler quasi als Trottel bezeichnet und empfiehlt, man solle sich "hässliche, kleine Löcher" kaufen und vermieten (an wen wohl...?), das ganze über eine Stiftung laufen lassen und somit Steuern sparen. Toll, oder?

  • Warum wird eigentlich so gut wie nie über Steuern für Hochverdiener und für Vermögende diskutiert? Es geht in der öffentlichen Diskussion so gut wie immer nur um Bürgergeld ob zu hoch und zu wenig Sanktionen oder Mindestlohn zu hoch oder doch gerecht. Da wo es am meisten benötigt wird will man kürzen, diejenigen die es am wenigsten benötigen bleiben aber unbeheligt.

    Also irgendwie liest Du die falschen Artikel? :schulterzuck:

    So wie eher von der rechten Seite immer die Kürzung von Sozialleistungen gefordert wird, wird doch von der linken Seite immer die Steuererhöhung für Gutverdienende und eine Vermögenssteuer gefordert. Das sind die einfachen Lösungen von beiden Seiten.

    Klar gibt es Einkommen in Deutschland, wo man sich an den Kopf fasst und fragt muß das den sein. Auf der anderen Seite ist der Sozialetat im Bundeshaushalt schon der höchste und auch mit unserer Abgabenlast sind wir in der Welt ganz oben dabei.

    Vielleicht machen wir mit dem Geld nicht das Richtige? Also ich fand das "Fordern und Fördern" vollkommen richtig. Leider geht auch der Gedanke von 1543 daß ja eine geregelte Aufgabe auch für den Menschen wichtig ist, wieder unter.

  • Und wer soll die Zwischenstunden in der Pflege kompensieren? Die Patienten schicken wir dann temporär auf den Balkon oder klemmen die Klingel ab? In den letzten Jahren durfte ich mich berufsbedingt an einigen Pflegeentwicklungsfragen hausintern beteiligen und unter dem Strich muss man einfach sagen, bereitet euch einfach darauf vor, dass in 15 - 25 Jahren (wenn jung genug) die Arbeit nicht mehr in Vollzeit möglich sein wird, da ihr in die Pflege der Angehörigen eingebunden werdet. Die schwachsinnige Generalisierung der Pflegeausbildung beschleunigt dies. Einen Platz im Pflegeheim wird es mangels qualifiziertem Personal nicht mehr oft geben.

    Der Trend zur Teilzeit ist in einem frauendominierten Beruf statistisch belegt - viele Kliniken sind dazu nicht in der Lage vernünftiges (internes) Branding zu betreiben und verstehen nicht, dass das bestehende Humankapital mehr wert ist als jeder neu hinzugewonnene. Die Basis (bis inkl. der Ebene unter dem Oberarzt) wird einfach zu wenig gehört - 6 Stunden Arbeit ist in der Pflege übrigens gar nicht so beliebt wie man immer denken mag, es gibt diverse Kliniken, die bis zu 200 Diestzeitenmodelle parallel fahren, um allen vier tätigen Generationen gerecht zu werden. Immer mehr jüngere Bewerber wollen bis zu 12 Stunden arbeiten, dafür mehr frei. Gleichzeitig arbeiten junge Mamis, wenn der Papa zu Hause ist in solchen Modellen von 18 bis 0.00 Uhr. Versuchsmodelle wurden in Projekten im In- und Ausland mit fast schon herausragenden Rückmeldungen angenommen.

    Die körperliche Belastung ist im Übrigen nur ein Aspekt, die Umstände sind dermaßen verbürokratisiert und anderweitig schlecht gelöst, sodass dies noch weit mehr Nachteile (resultierend im Berufsausstieg) nach sich zieht. Interessiert die Bevölkerung aber nicht, denn man bekommt es nur aktiv mit, wenn es zu spät ist. Zumindest die volle Bandbreite. Und wenn man sich als Arzt oder Pfleger vorkommt wie eine Sekretärin, wird das den Weg aus dem Beruf noch weiter befeuern, insofern man nicht Veränderungsresistent ist.

    Das ist für die jüngeren Generationen der Weg zur Work-Life-Balance - es geht darum, nicht jeden Tag mit 100 % im KH zu sein. So genug Off-Topic :)

    Die Pandemie hat der Entwicklung wahrscheinlich nochmal einen deutlichen Schub gegeben.
    Hatte man anfangs die Hoffnung, dass sich in der Folge wieder mehr (junge) Menschen für einen Pflegeberuf entscheiden, zeigte sich im weiteren Verlauf, wie schamlos Pflegepersonal verarscht und verheizt wird. Ich kann jeden verstehen, der sich das nicht mehr oder gar nicht erst antun will. Das wird noch dramatisch werden, wenn sich nicht radikal was ändert.

  • Die Zeiten sprudelnder Steuerzuflüsse sind ja noch nicht lange her. Da konnte man Steuererhöhungen nicht begründen.

    Die Zeiten sind aber vorbei.

    Selbstverständlich muss auch über sinnvolle Steuerhöhungen diskutiert werden. Das der Spitzensteuersatz bereits in der Mittelschicht greift und dann eine Weile nichts mehr kommt ist auch für mich unfair.

    Vermutlich wird sich auch die CDU dieser Diskussion nicht entziehen. Hätte vielleicht in einem Deutschlandpakt stehen können. :schulterzuck:

    Einmal editiert, zuletzt von EgonO (15. November 2023 um 14:42)

  • Also irgendwie liest Du die falschen Artikel? :schulterzuck:

    So wie eher von der rechten Seite immer die Kürzung von Sozialleistungen gefordert wird, wird doch von der linken Seite immer die Steuererhöhung für Gutverdienende und eine Vermögenssteuer gefordert. Das sind die einfachen Lösungen von beiden Seiten.

    Klar gibt es Einkommen in Deutschland, wo man sich an den Kopf fasst und fragt muß das den sein. Auf der anderen Seite ist der Sozialetat im Bundeshaushalt schon der höchste und auch mit unserer Abgabenlast sind wir in der Welt ganz oben dabei.

    Vielleicht machen wir mit dem Geld nicht das Richtige? Also ich fand das "Fordern und Fördern" vollkommen richtig. Leider geht auch der Gedanke von 1543 daß ja eine geregelte Aufgabe auch für den Menschen wichtig ist, wieder unter.

    Wie ich schon geschrieben hatte sind von insgesamt 5,5 Mio Grundsicherungsempfängern gut 2,6 Mio unter 30 J. und von den 5,5 Mio. wiederum mehr als die Hälfte ohne Berufsabschluss. Das sind sehr große Problemfelder, wo man ansetzen sollte, durch eben z.B. Aus- und Weiterbildung um die Chancen für den Arbeitsmarkt signifikant zu erhöhen. Da ist fördern und es auch einzufordern absolut richtig aber das Bürgergeld in der aktuellen Form wieder abzuschaffen, wie es offenbar die CDU gerne möchte, ist nicht der Weg um zumindest in der Richtung U30 und Arbeitsmarktqualifizierung eine Verbesserung zu erzielen und es bei dem Plan der CDU dann vermutlich auch ziemlich alle gleich treffen würde.

  • Das Bürgergeld ist ähnlich der Rente mit 63 ein Produkt der SPD. Eigentlich beides falsch. Aber darauf hat man seine Prioritäten in Koalitionen gesetzt. Auch als "Juniorpartner" der CDU hat man so manches Prestigeprojekt realisiert. ;)

    Die sogenannten Basics wären für mich eigentlich:

    Ausreichende Finanzierung eines würdigen Lebensunterhaltes für Menschen, die dafür aus eigener Kraft nicht mehr einstehen können.

  • Selbstverständlich muss auch über sinnvolle Steuerhöhungen diskutiert werden. Das der Spitzensteuersatz bereits in der Mittelschicht greift und dann eine Weile nichts mehr kommt ist auch für mich unfair.

    Ich bin jetzt kein Steuerexperte, aber wenn man den Spitzensteuersatz erhöht, dann zahlt doch dann die ganze Mittelschicht mehr Steuern?

  • Ich bin jetzt kein Steuerexperte, aber wenn man den Spitzensteuersatz erhöht, dann zahlt doch dann die ganze Mittelschicht mehr Steuern?

    Nö, nicht unbedingt

    kommt drauf an wie die Steuertabelle angelegt wird. Da muss nur bei den zu versteuernden Einkommen ab dem festzulegenden Fixpunkt "reich" die Prozentzahl für die zu zahlende Steuer ehöht werden, darunter kann dann alles so belassen werden = die zahlen dann nicht mehr

    und natürlich kommt es dabei auf die Definition von "Mittelschicht", liegt die über dem Punkt "reich" zahlt sie dann auch mehr

  • Wie ich schon geschrieben hatte sind von insgesamt 5,5 Mio Grundsicherungsempfängern gut 2,6 Mio unter 30 J. und von den 5,5 Mio. wiederum mehr als die Hälfte ohne Berufsabschluss. Das sind sehr große Problemfelder, wo man ansetzen sollte, durch eben z.B. Aus- und Weiterbildung um die Chancen für den Arbeitsmarkt signifikant zu erhöhen. Da ist fördern und es auch einzufordern absolut richtig aber das Bürgergeld in der aktuellen Form wieder abzuschaffen, wie es offenbar die CDU gerne möchte, ist nicht der Weg um zumindest in der Richtung U30 und Arbeitsmarktqualifizierung eine Verbesserung zu erzielen und es bei dem Plan der CDU dann vermutlich auch ziemlich alle gleich treffen würde.

    Ich bin völlig bei Dir. Wie man das "Kind" nennt, ist absolut unwichtig und die CDU unter dem inzwischen erwiesen eher unfähigen Herrn Merz, leider nicht geeignet hier richtige Maßnahmen einzuleiten. Blind kürzen ist genauso unsinnig wie blind erhöhen.

    Fördern und Fordern eben ernst nehmen. Und das fängt bei der sog. Arbeitsverwaltung an. Meine Frau hat als "Lohnbearbeiterin" in einem Steuerbüro öfter mal mit den Mitarbeitern zu tun. Ihre Berichte haben mich zu der zugegeben boshaften Bemerkung verleitet, daß die Arbeitsverwaltung absolut nicht vermittelbare Kandidaten selbst einstellt. Dazu kommt das Phänomen, daß deutsche Behörden und sinnvolle EDV-Anwendung wie Wasser und Öl sind.

    Sollte hier jemand mal eine gute Idee haben, kommt der Datenschutz um die Ecke.

    Wie Du richtg sagst, sind Aus- und Weiterbildung hier absolut wichtig. Hier wird zwar unheimlich viel Geld reingesteckt, aber weder die Konzeption, noch das Lehrpersonal und schon gar nicht der Erfolg evaluiert. Hier wird viel laissez faire gemacht und die Ergebnisse sind leider entsprechend.

    Jeder der Kinder hat, weiß, daß man dranbleiben muß und daß es ganz ohne "Zuckerbrot und Peitsche" nicht geht. Fördern braucht auch Belohnung und Fordern eben auch Sanktion.